Auch im August hat sich die Pünktlichkeit im Fernverkehr der Deutschen Bahn nicht verbessert. Mit 69,8% wurde laut Welt.de ein 3-Jahres Tiefststand für den August erreicht und die 72,1% vom Juli unterboten. Das bedeutet, dass fast 1/3 der Züge mindestens 6 Minuten verspätet waren, wobei ausgefallene Züge noch nicht einmal eingerechnet sind.
Auch für den August begründet die DB den schlechten Wert mit den hohen Temperaturen, stellt sich jedoch überraschenderweise ein gutes Zeugnis bei den Klimaanlagen aus. Da habe ich aber eine ganz andere Meinung, denn da gab es meiner Erfahrung nach viele Störungen. Ferner müssen Böschungsbrände entlang der Strecke als weitere Erklärung herhalten. Überzeugen tut mich das alles aber nicht.
Die Frankfurter Rundschau sieht die vielen Baustellen als weitere Ursache. Während es einen Investitionsstau von mehreren Milliarden € gibt, steigt gleichzeitig die Verschuldung auf kritische Werte, während die Ertragsseite schwächelt. Ein Teufelskreis, der eine zielgerichtete Strategie erfordert.
Laut dem Welt.de-Bericht hat sich Bahnchef Lutz an die Führungskräfte gewandt und eine stärke Steuerung der Konzernsparten aus der Zentrale angekündigt. Ich hoffe und wünsche der DB, dass dies schnell und konsequent gelingt, als leidgeprüfter Vielfahrer zwischen Hamburg und Düsseldorf kann ich ein Lied von Verspätungen singen. Doch ob sich bei der DB wirklich etwas ändert, bezweifele ich. Vor wenigen Tagen wollte die Bahn noch die Digitalisierung verbessern, damit mehr Züge auf die Schienen passen, wobei Ergebnisse etwa um das Jahr 2030 zu erwarten sind. Hier frage ich mich ernsthaft, ob die richtigen Prioritäten gesetzt werden und ob die Bahnspitze sich nicht selber im Weg steht.
Das Pünktlichkeitsziel von 82% scheint inzwischen Makulatur zu sein. Jedenfalls stehen im Dezember zum Fahrplanwechsel Preiserhöhungen an und die kürzlich erfolgte Einführung des Super-Sparpreises ist meiner Erfahrung nach ebenfalls eine Preiserhöhung. Mit ist völlig schleierhaft, mit welcher Leistung Preiserhöhungen gerechtfertigt werden sollen. Würde ich solch eine Leistung bringen, müsste ich mir ernsthafte Sorgen um meinen Job machen, aber sicherlich würde mir niemand eine Gehaltserhöhung anbieten.
Die Österreichischen Bundebahnen haben im August 85,2% geschafft und blieben damit stabil zum Vormonat. Von Flixtrain, dem einzigen Konkurrenten auf der Fernstrecke mit den Linien Hamburg-Köln, Berlin-Stuttgart und Hamburg-Lörrach konnte ich erneut keine Pünktlichkeitswerte finden. Wiederum fiel mir auf, dass das Unternehmen überwiegend mit der beabsichtigten Ausweitung des Fahrplans und rechtlicher Auseinandersetzungen mit der DB positiv in den Medien auftauchte. Sofern die Erfahrungsberichte von Flixtrain-Kunden bei Checkmybus.de und Trustpilot.de repräsentativ sind, scheint auch Flixtrain eine Menge Probleme mit der Pünktlichkeit und dem Service zu haben.
Informationen zur Statistik:
- Die %-Werte stellen die Pünktlichkeit dar. Z.B. waren im Januar 82,0% der Fernverkehrszüge pünktlich. Dabei gelten Züge ab 6 Minuten als verspätet.
- Ausgefallene Züge sind nicht Teil der Statistik, deswegen ist die Pünktlichkeit tatsächlich noch niedriger. Dies ist aber anscheinend auch in anderen Ländern üblich.
- Die Zahlen der DB hätte ich gerne mit anderen Unternehmen und Ländern verglichen. Außer bei den Österreichischen Bundesbahnen konnte ich jedoch keine Daten auf Monatsbasis finden. Auch Flixtrain scheint keine Zahlen zu veröffentlichen. Für Hinweise bin ich dankbar.
- Quelle ist die Pünktlichkeitentwicklung der Deutschen Bahn.