Zugchef außer Kontrolle?

Mein Zug von Düsseldorf nach Hamburg erreichte Düsseldorf überpünktlich. Statt wie sonst 3 Minuten vorher, stand er schon fast 15 Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig. Doch ich war in die Falle getappt und freute mich zu früh, denn ich musste erstmal meinen Wagen suchen. Hinter der Lok kamen die Wagen 6 und 7, dann kamen 10 und 12, von meinem Wagen 9 war nichts zu sehen. Leider auch nicht vom Zugpersonal. Weder gab es eine Durchsage am Bahnsteig, noch eine Info vom Zugpersonal. So stapelten sich die Reisenden samt Gepäck auf den Gängen und suchten den richtigen Wagen. Die Dame im Abteilverkauf schickte mich wieder Richtung Wagen 6, wo aber immer noch kein Wagen 9 stand. Was ein Chaos, irgendwann ging es weder vorwärts noch rückwärts. Also raus aus dem Zug und das Personal gesucht. Am Ende des Zuges stand es herum, wo sich dann auch mein Wagen fand. Kommunikation ist halt nicht die Stärke der Deutschen Bahn. Bloß nicht den Fahrgast mit Fakten verwirren.

Nach Abfahrt in Essen, der letzten Station vor Hamburg, meldete sich dann der Zugchef. Er stellte sich mit Namen vor und begann vielversprechend. Er entschuldigte sich dafür, dass mit dem Wagen 8 knapp 65 Sitzplätze fehlten und aus anderen, ausgefallenen Zügen zusätzliche Passagiere an Bord seien. Naja, das übliche halt, dafür waren heute Klimaanlage und Klos nicht defekt. Dann legte der gute Mann aber richtig los. Ziemlich ungelenk und bisschen stammelnd teilte er mit, dass soviele ältere Mitreisende ohne Sitzplatz an Bord seien und die jungen Leute sollten doch so solidarisch sein und ihre Plätze anbieten, damit die älteren Herrschaften die 3 Stunden nach Hamburg nicht stehen müssen. Wenn nicht, würde er sich der Sache persönlich annehmen und die jungen Leute persönlich auffordern. Falls das nicht reiche, werde er in Münster einen außerplanmäßigen Halt einlegen und eine Teilräumung durchführen und die jungen Kollegen (das verbesserte er noch schnell auf Fahrgäste) des Zuges verweisen, natürlich gehen Beleg. Dann kündigte er an, mit seinen Kollegen jetzt eine Begehung des Zuges durchzuführen. Da hat der gute Mann seinen Job wohl ziemlich missverstanden und die Zeiten, in denen Fahrgäste autoritär abgefertigt werden, sollten lange vorbei sein. Und warum sollte ein Problem, dass die Deutsche Bahn geschaffen hat, auf die Fahrgäste abgewälzt werden? Aber das passt zur abnehmenden Freundlichkeit, die ich beim Zugpersonal in den letzten Monaten wahrnehme.

In Hamburg hatte der Zug 10 Minuten Verspätung wegen rumbummeln auf der Strecke.